Fluval Edge Erfahrungsbericht - Aquascaping nicht unmöglich
Green Hell Mountains (Iwagumi)
Hallo Leute,
nachdem ich nun fleißig mein
Album in der Galerie zu meinem aktuellen Projekt gefüllt habe, ist es an der Zeit für eine ausführliche Vorstellung meines
Fluval Edge , das mich phasenweise eine ganze Menge Nerven gekostet hat.
Eines vorweg: Mit dem
Fluval Edge habe ich insbesondere aufgrund des ansprechenden Designs lange Zeit im Vorfeld geliebäugelt. Soweit ich mich erinnere, habe ich dabei auch mehr als nur einmal im entsprechenden Fachgeschäft vor dem Nano-Becken aus dem Hause Hagen gestanden, die Stirn gerunzelt und mich gefragt, ob sich in diesem Würfel ein
Iwagumi Layout realisieren ließe. Die kleine Öffnung, die ich später noch oft genug verfluchen sollte, war dabei der größte Aspekt, der mich anfänglich vom Kauf abgeschreckt hat.
Dennoch hat sich der Gedanke an diese Herausforderung nachhaltig in meinem Scaper-Hirn festgesetzt und dabei die Frage aufkommen lassen, ob in diesem Zusammenhang eine Low-Budget Realisierung möglich ist? Immerhin trifft das Edge als "Einsteigerbecken" in erster Linie auch das Interesse der genannten Zielgruppe, der es in den Fressnäpfen und Baumärkten der Republik für einen - im Nanobereich - doch recht stolzen Preis dargeboten wird.
Nachdem das
Fluval Edge über Umwege letztendlich den Weg zu mir gefunden hat, stand zunächst die Frage im Raum, ob sich hierbei ein
Dry-Start realisieren lässt. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine vergleichbaren Informationen zum Thema
DSM in Verbindung mit dem Fluval Edge hatte, habe ich auch hier den Entschluss gefasst, mich der Herausforderung zu stellen. Die bis auf die Öffnung (12 x 17,5 cm) geschlossene Abdeckscheibe des Beckens bietet in Bezug auf einen Dry-Start nur wenig Spielraum für eine ausreichende Belüftung während des Trockenstarts, sodass hier zu Anfang die Befürchtung im Raum stand, dass sich schnell Schimmel in den oberen Ecken des Beckens bilden könnte.
Meine Wahl in puncto Pflanzen fiel dabei auf die vielfach diskutierte Zicke
Elatine hydropiper, der ich hier im Forum einen
eigenen Thread gewidmet habe.
Elatine hydropiper (Wasserpfeffer-Tännel) erinnert bei näherer Betrachtung stark an
Glossostigma elatinoides, jedoch um einiges kleiner, weshalb
E. hydropiper fälschlicherweise auch als Mini-Glossostigma bezeichnet wird. Soweit ich weiß, ist
Elatine hydropiper als In Vitro Kultur ausschließlich von der Firma
Anubias zu bekommen, die meines Wissens nach auch die erste Wasserpflanzengärtnerei gewesen ist, die dieses Tännelgewächs erstmals 2010 als Aquarienpflanze präsentiert hat.
Elatine hydropiper ist mitunter als anspruchsvoller Bodendecker bekannt, der weniger invasiv als
Glossostigma elatinoides im Wuchs und von daher auch weniger pflegebedürftig in Bezug auf den Rückschnitt ist. Dennoch gilt
E. hydropiper bei vielen Aquascapern als äußerst zickig und vor allem anfällig in Verbindung mit Aqua Soil.
Noch vor Beginn / Realisierung des Edge-Projektes (das bis dahin noch keinen Namen hatte), sah ich mich also zwei selbst auferzwungenen Problemen und einer Herausforderung (Dry-Start) gegenübergestellt:
1) Ein zickiger Bodendecker aus In Vitro-Kultivierung (ohnehin anfälliger als andere Pflanzen) und
2) Ein unhandliches Nano-Aquarium, dessen Standardbeleuchtung vielfach verteufelt und verflucht wird
Einzig und allein das Layout stand hieb- und stichfest vor meinem inneren Auge. Auch wenn es vom klassischen Iwagumi doch etwas abweicht, ist es dennoch durch den gezielten Einsatz des Hardscapes als solches zu kennzeichnen, da die Steine später dominieren würden. Die Auswahl des Hardscapes (in diesem Fall
Mini-Landschaft) fiel mir dabei etwas schwer, da ich bei der Auslese der Steine immer wieder vergaß, dass ich durch die Öffnung des Beckens in Bezug auf die Größe der Steine doch etwas eingeschränkt bin. Mein Augenmaß hat mich hier mal wieder im Stich gelassen, sodass ein Teil des Ausgangsmaterials wieder umgetauscht werden musste. Der Großteil hingegen passte fast millimetergenau ins Becken.
Phase 1 - Bodengrundaufbau und Hardscape
Der Bodengrundaufbau besteht aus
ADA Power Sand S Special (2 Liter) und
ADA Aqua Soil New Amazonia Powder (3 Liter).
Die unterste Schicht, bestehend aus Power Sand S wurde den gezielten Vorstellungen entsprechend so eingebracht, dass ich zugleich den Anstieg und die angedachte Tiefenwirkung des Layouts realisieren konnte. Leider wurde ich schon hier durch den Filtereinlauf des Rucksackfilters behindert, da dieser nur wenige Zentimeter (siehe Bild) über den Boden sitzt und von daher einen durchgehend nach hinten modellierten Anstieg unmöglich macht. Jedenfalls ohne größere Umbauten oder den Einsatz eines alternativen Filters.
An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis: prinzipiell wollte ich das Fluval Edge bis auf das spätere LED-Beleuchtungsupdate in seinem Rohzustand belassen und auf abenteurliche Umbauten verzichten. Im Netz finden sich bei gezielter Suche eine Vielzahl von Bau- und Umbauanleitungen, bei denen mitunter Komponenten wie die Bodenplatte zersägt werden, um diese später mit der Abdeckung zu verkleben und zusätzliche LED-Leuchtmittel installieren zu können. Sicherlich erfüllen diese Umbauten ihren Zwecks und ermöglichen eine wesentlich bessere Ausleuchtung des Beckens. Meiner Meinung nach zerstören sie hingegen das Gesamtbild des Edge, dessen Optik wegen ich mich ja überhaupt erst mit diesem angefreundet habe. Ein Totalumbau kam von daher von Anfang an für mich
nicht in Frage.
Durch das Handicap des Filteransaugstutzens musste das Layout entsprechend angepasst werden, sodass neben dem Anstieg nach hinten hin im Nachhinein auch ein damit in Verbindung stehender Anstieg nach rechts und links (zwangsweise) erfolgen musste. War so nicht geplant. Ließ sich leider aber auch nicht anders lösen.
Nachdem ich anschließend (über den Power Sand) das New Amazonia Powder ins Becken eingebracht hatte, musste ich erstmals feststellen, dass diese groben Arbeiten trotz der kleinen Öffnung - nach den ersten Minuten einhändigen Agierens - recht gut von der Hand gingen. Filigrane Arbeiten in den Ecken hingegen gestalteten sich dann doch schon etwas schwieriger, waren aber auch nicht unmöglich. Beim gezielteren Einbringen des Powders habe ich auf einen kleinen Schnapsbecher aus Plastik zurücklgegriffen. Hiermit ließ sich das Soil vor allem in den schwierigen Bereich - explizit hinter den Steinen rechts und links im Layout - verteilen / verfüllen.
Bei Betrachtung der oberen Bilder ist im Übrigen auf den ersten Blick zu erkennen, welche eklatanten Schwächen die Halogen-Standardbeleuchtung in Bezug auf die punktuelle Ausleuchtung aufweist. Ein gut ausgeleuchtetes Becken sollte in der Regel gleichmäßig in seiner Gesamtfläche ausgeleuchtet sein. In diesem Fall ist umgehend zu erkennen, dass bei dieser Beleuchtung (ohne Update) im vorderen Bereich des Beckens langristig betrachtet kaum etwas (optisch ansprechendes) wachsen wird.
Da ich mir bis zu diesem Punkt der Umsetzung noch keine weiteren Gedanken in Sachen Bepflanzung (außer
Elatine hydropiper) gemacht hatte, bot es sich nun an, hier noch einmal anhand des nun vorliegenden Layouts in mich zu gehen. Schnell stand dabei fest, dass später
Staurogyne repens den rechen Bereich der Felsen flankieren würde. Auch
Christmas-Moos fand bei der weiteren Layout-Spinnerei Berücksichtigung.
Phase 2 - Dry Start Method nach Tom Barr
Nach Lieferung der ersten beiden
Linea Cups Elatine hydropiper von Anubias und einer relativ überschaubaren Portion Christmas Moos aus selbigem Hause, konnte es endlich an die Bepflanzung des Beckens gehen, das ich tags zuvor schon großzügig befeuchtet hatte. Nach dem Pflanzen von
E. hydropiper und dem Platzieren der Steine, auf denen ich das Moos aufgebunden hatte, wurde noch einmal alles großzügig befeuchtet, mit Frischhaltefolie abgedeckt und beleuchtet.
Die "magere" Standardbeleuchtung (Halogen) wurde zeitweise durch den Einsatz einer Schreibtischlampe ergänzt, damit hier genügend Licht für die bekanntermaßen lichthunrige
Elatine zur Verfügung steht, um den emersen Wuchs entsprechend zu fördern.
Trotz großzügiger Beleuchtung (12-14 Stunden pro Tag), ausreichender Belüftung (täglich 2 x für je 15-20 Minuten), einem
LED-Beleuchtungsupdate (2,4 Watt und 160 Lumen je Spot bei 6.000 K Farbtemperatur und Abstrahlwinkel von 120°) und sogar der zeitweisen Beleuchtung durch echte Sonne (Standort Balkon), stellten sich ab Woche drei die ersen Probleme im emersen Zustand des Dry-Starts ein.
Wie auf dem zweiten Bild gut zu erkennen ist, zerfiel die
Elatine stellenweise oder wurde zu "Matsch". Dass In Vitro Pflanzen im Soil anfängliche Probleme haben ist bekannt. Dass es jedoch ein solcher Kampf wird, hätte ich nicht vermutet. Um dem Faulen der Pflanzen Einhalt zu gebieten, habe ich nach einer kurzen Wartezeit (es heißt, Probleme mit
Elatine hydropiper sollte man "aussitzen") den extrem matschigen Teil der Exemplare kurzum aus dem Becken entfernt. Dabei habe ich festgestellt, dass teilweise die Wurzeln noch intakt waren und - wenn auch grenzwertig - noch Hoffnung ausstrahlten. Aus diesem Grund habe ich einen kleinen Teil versuchsweise doch noch im Becken belassen, um die weitere Entwicklung abzuwarten.
Seltsamerweise zeigten sich hier und da (zum Teil auch bei den tot gelaubten Exemplaren) vereinzelte Ausläufer, die frisch und grün den Eindruck erweckten, als würde der Dry-Start mit der Elatine doch noch glücken...
Leider erwies sich dieser Zustand als Trugschluss. Bei einem Verlust von fast 75 % der ursprünglichen Pflanzenmasse lohnt es sich auch nicht, sich über 25 % Erolg zu freuen.
Phase 3 - Dry-Start-Abbruch und eine zweite Chance für Elatine hydropiper
Da ich den weiteren Zerfall von
Elatine hydropiper und die wenigen, erfreulich ausschauenden Exemplare der intakten Pflanzen im täglichen Direktvergleich ungern weiter beobachten und gegenüberstellen wollte, habe ich mich nach langem Hin- und Herüberlegen letztendlich doch dazu entschlossen, das Handtuch zu schmeißen und den Dry-Start abzubrechen. Dabei hatte ich noch die anfänglichen Worte eines Bekanntes im Ohr, der mich eingangs fragte:
Fluval Edge? Dry-Start? Elatine hydropiper? Bist du noch ganz dicht? Diese Konstellation klappt nie im Leben! Als erstes wird dir die (Ironie schwingt in der Stimme) "Beleuchtung" einen Strich durch die Rechnung machen, der Schimmel im Becken die Oberhand gewinnen und die Elatine binnen einer Woche restlos zu Humus werden. Dann wirst du das Becken an die Wand schmeißen, erkennen, dass das Edge tatsächlich nur gut ausschaut, aber nichts taugt und wahrscheinlich nie wieder ein Nano-Layout umsetzen! Denk an meine Worte...
Und an diese denke ich nur zu gut.
Entgegen der Prognose hat sich die Pflanze - wenn auch verschwindend gering in der Masse - teilweise und nach anfänglichen Problemen (nach knapp vier Wochen Dry-Start und jeder Menge Geduld) doch recht interessant entwickelt, wenn auch nicht den Boden komplett zugewuchert und an keinem einzigen Tag auch nur ein Hauch von Schimmel blicken lassen. Insofern habe ich einen kleinen Teilerfolg feiern können.
Trotz des Abbruchs der DSM habe ich
Elatine hydropiper doch noch eine zweite Chance gegeben. Allerdings in Hinblick auf den unmittelbaren Submerswuchs. Was daraus geworden ist, könnt ihr ausführlich an
dieser Stelle nachlesen.
Letztendlich habe ich gut 5 % der ursprünglichen Pflanzenmasse (inklusive der Nachlieferung) am Leben erhalten können und aus Frust unter der
Staurogyne repens verpflanzt. Ich beneide offenkundig jene Becken und Scaper, in denen
Elatine hydropiper einwandfrei und problemlos wächst. So schön diese Pflanze auch anzuschauen ist. Eine dritte Chance bei mir zu bekommen wird definitiv schwer...
Phase 4 - Neustart nach Dry-Start
Nachdem sich Phase 3 wie beschrieben nicht zu meiner Zufriedenheit entwickelt hat, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, die Brechstangenmethode einzusetzen und das Becken vollends großzügig zu bepflanzen. Entschieden habe ich mich dabei nicht nur für Pflanzen der Firma
Tropica (die Anubias-Enttäuschung saß derweil einfach zu tief), sondern vor allem für zwei unterschiedliche Bodendecker und drei weitere Exemplare, die anfangs nicht angedacht waren.
Bepflanzung:
-
Elatine hydropiper (5 %) > nicht mehr sichbar
-
Hemianthus callitrichoides Cuba (HCC) (klassisch in Steinwolle gezogen / Topf)
- Glossostigma elatinoides (1-2-grow)
- Ammania sp. "bonsai" (1-2-grow)
- Eleocharis sp. mini (1-2-grow)
- Staurogyne repens (1-2-grow)
- Lilaeopsis brasiliensis (1-2-grow)
- Vesicularia dubyana (1-2-grow)
Die nachfolgenden Bilder zeigen das Becken nach einer Standzeit von knapp einer Woche. Mittlerweile sind zwei weitere Wochen vergangen und das Fluval Edge sieht - entgegen vielen negativen Meinungen - immer noch genau so aus. Co2 wird über das Dennerle Nano Co2 Komplettset zugeführt (80g Einweg-Druckgas). Statt dem mitgelieferten Nano-Flipper ist von Beginn an ein Diffusor mit Keramikmembran im Einsatz (3 Blasen pro Minute).
Gedüngt wird täglich ein Hub / Spritzer mit:
1)
ADA Green Brighty Step-1
2)
ADA Brighty K
3)
ADA Green Brighty Special Lights
Bild eins war im Übrigen ausschlaggebender Punkt für die Benennung des Beckens. Neben dem ursprünglichen Layout habe ich eher spontan zur Akzentuierung des Gesamtbildes noch Basaltsteine (
Nano-Rocks) einfließen lassen, da der vordere Bereich bis auf Glosso und HCC doch etwas leer ausgeschaut hat.
Mittlerweile tummeln sich 5 Amanogarnelen, 5 Red-Fire und 5 Tiger-Garnelen sowie eine Zebra Rennschnecke im täglich 10 Stunden beleuchteten Becken herum, das nach wie vor einen grünen und gesunden Eindruck macht. Ob ich das erwartet habe? Vielleicht ein Bisschen.