Hallo Tom,
es ist immer wieder erstaunlich, wie viele "Abstinenzler" den Weg zurück in dieses leidenschaftliche Hobby finden. Mir erging es ähnlich. Auch ich hatte eine fast zehnjährige Aquarien-Enthaltsamkeit hinter mir, bevor mich das Aquascaping zurück in die Welt der Unterwasserleidenschaft geholt hat.
Zu deiner Frage:
In erster Linie kann ich nur Empfehlungen aussprechen, die auf eigenen Erfahrungen beruhen. Die schlussendliche Entscheidung liegt bei dir selbst. Aus eigener Erfahrung weiß ich um deine Situation und vermute sehr stark, dass du dich "intern" vielleicht auch schon festgelegt hast.
Zunächst gilt es, die grundlegende Frage zu klären, wie genau deine Gestaltung und die Pflanzenwahl aussehen soll. Aufwendige Scapes lassen sich mit dem Edge nur schwer umsetzen, da die Öffnung wenig Spielraum für die aufwendige Harscape-Integration bietet. Auch die Standardbeleuchtung des Edge hat eklatante Schwächen und leuchtet nur punktuell aus. Die neue Edge-Generation verfügt zwar schon über eine LED-Beleuchtung die deutlich stärker ausfällt als die Halogen-Auslechtung des Edge I, ist aber für lichthungrige Pflanzen immer noch nicht das Optimum, wodurch du wenig Spaß haben wirst. Grundsätzlich ist das Edge auch nicht schwerpunktmäßig darauf ausgelegt, aufwendige Scapes abzubilden. Aus diesem Grund kommuniziert Fluval (Hagen) auch gezielt in der Bedienungsanleitung die Haltung von Garnelen und Schnecken. Auch Pflanzenempfehlungen gehen in die für das Edge passende Richtung in puncto Anspruch an die Lichtverhältnisse.
Dennoch ist das Scapen mit dem Edge nicht ausgeschlossen. Und eben hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen.
Ein paar passende Bilder dazu gibt es auch in meinem
Edge-Album .
Auch mich hat das elegante Design des Edge seinerzeit fasziniert, weshalb ich einige Male um dieses Nano-Becken herumgeschlichen bin. Dabei habe ich mich immer wieder gefragt, ob Edge und Aquascaping konvergent sind.
Vor gar nicht so langer Zeit schließlich hat mich meine Frau zum Geburtstag mit dem Becken überrascht und mich somit vor die Herausforderung gestellt, der ich immer wieder aus dem Weg gegangen bin.
Zunächst musste ich feststellen, dass die Beleuchtung tatsächlich sehr schwach ist und hier dringender Handlungsbedarf besteht. Die Halogenleuchten wurden aus diesem Grund gegen 160 Lumen LED´s ausgetauscht. Das ist zwar immer noch nicht das Optimum und eher unteres Mittelfeld in Hinblick auf die Ansprüche meiner Pflanzen (Elatine hydropiper, Staurogyne repens, Eleocharis sp. mini, Christmas-Moos), aber dennoch nicht so defizitär wie die Standardbeleuchtung.
Das Hardscape ließ sich erstaunlicherweise einfach einbringen. Hier hat mich die Größe der Öffnung doch etwas überrascht. Jedenfalls am Anfang. Beim Verteilen des Soils und der letztendlichen Platzierung der Messersteine war jedoch Feingefühl gefragt. Im Gegensatz zum Dennerle Nano Cube kannst du im Edge nur einhändig arbeiten, was vor allem im Bereich der Ecken etwas problematisch ist und mir mehr als nur einmal den Schweiß auf die Stirn getrieben hat. Auch beim Hardscape war äußerste Vorsicht geboten. Beim Platzieren in den Ecken ist mir einer der Steine fast aus der Hand geglitten und hätte mir somit das Becken zerstört. Ich sage ja: eine Herausforderung.
In puncto Hardscape-Platzierung und Spielraum ist das Nano Cube unbestritten im Vorteil.
Im Bereich "Beleuchtungsupdate" gibt es explizit für das Edge zahlreiche Umbauanleitungen im Netz. Ich für meinen Teil habe jedoch die für mich unkomplizierteste Alternative gewählt, bei der ich weder den Beleuchtungsarm auseinander nehmen oder die Bodenplatte zersägen und mit der oberen Abdeckung verkleben muss. Hier müssen wir uns auch vor Augen halten, dass damit die Garantie erlischt. Bei ein Nano-Becken in dieser Preisklasse stehe ich eigenen Umbauten auch eher skeptisch gegenüber.
Das Fluten des Edge gestaltet sich im Gegensatz zum Nano Cube von Dennerle auch etwas schwieriger mangels Bewegungsfreiheit. Hier empfiehlt sich die Wasserheber-Methode in Verbindung mit einem dünnen Filterschlauch, damit das Soil nicht aufgewirbelt wird. Ich habe das Wasser direkt am Vorfilterschwamm eingelassen.
Im Gegensatz zu den vielzähligen Negativberichten im Netz, die den Filter betreffen, muss ich sagen, dass ich keinerlei Probleme mit der Lautstärke habe. Anfangs läuft der Rucksackfilter bekanntlich etwas unruhig und benötigt seine "Einlaufphase", vor allem wenn noch etwas Luft im Ansaugrohr ist. Ich habe trotzdem den Filterdeckel entfernt, sodass der AquaClear nun "offen" betrieben wird. Leider wirkt der Deckel in Verbindung mit dem Technikschacht wie eine Resonanzkammer, was zu einem erhöhten (aber immer noch leisen) Summen führt. Hier ist im Übrigen der Kühler meines Laptops wesentlich lauter.
Die massiven Probleme des Filters sind im Übrigen auf eine einzige Produktionswoche zurück zu führen. Bekannt ist, dass die Produktionswoche 18/09 (was ja nun schon einige Zeit zurück liegt) hauptsächlich in Verbindung mit den Lautstärkeproblemen liegt. Das Produktionsdatum findest du übrigens als Aufdruck am Beleuchtungsarm. Solltest du dich für das Edge entscheiden, achte vor dem Kauf vielleicht doch noch einma gezielt drauf. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sich keine Sets mehr im Handel befinden. Von einer Rückrufaktion jedenfalls habe ich nichts mitbekommen.
Dennoch hat der Filter meines Erachtens nach einen Nachteil: er ist für das Edge etwas überdimensioniert was die Leistung betrifft. Auf niedrigster Stufe ist immer noch ziemlich viel Zirkulation auszumachen.
Wichtig bei (vor) Arbeiten im Becken: die Verdrängung des Wassers berücksichtigen, wenn deine (eine) Hand ins Becken taucht. Da das Edge bis oben hin befüllt wird, läufst du hier Gefahr, dass Wasser verdrängt wird. Ich für meinen Teil verbinde Arbeiten im Becken grundsätzlich immer mit dem Wasserwechsel.
Vorsicht auch hier. Vor dem Abschalten des Filters berücksichtigen, dass das im Filter befindliche Wasser (wenn auch minimal) austritt. Deshalb vor dem Abschalten des Filters schon ein wenig Wasser aus dem Becken entnehmen, sonst läuft es auch hier leicht über.
Fazit: das Edge ist optisch ein Highlight, hat jedoch Einschränkungen, die man vorher in Kauf nehmen sollte. Hier ist das Nano Cube wesentlich einfacher zu handhaben. Darüber hinaus wirst du an der Beleuchtung des Edge nicht sonderlich viel ausrichten können, ohne hier großen Aufwand betreiben zu müssen. Auch in puncto Co²-Zuführung gibt es Einschränkungen. Einen Diffusor kannst du leider nur rechts oder links neben dem Filtereinlauf oder dem Auslauf installieren. Hier ist Dennerle im Vorteil, da alle vier Seiten genutzt werden können.
Auch die Anbringung eines Drop-Checkers erfordert Fingerspitzengefühl. Dennerle ist hier wieder im Vorteil.
Ein Beleuchtungsupdate beim Nano Cube ist in der Hinsicht wesentlich leichter zu realisieren als beim Edge.
Je nach Alter deiner Kinder könnte aber das Edge hier seinen Vorteil ausspielen, da es oben nicht komplett offen ist und somit auch keine Gegenstände spielerisch ins Becken befördert werden können.
Das Scapen mit dem Edge ist nicht unmöglich, dafür aber etwas kniffliger. Aber ich gehe ohnehin davon aus, dass es sich hier um eine Einstiegsdroge handet und später noch ein AAA-Weißglasbecken den Weg zu dir finden wird, wenn dich das Scapen erst einmal mit seiner vollen Leidenschaft gepackt hat.
Ich hoffe, dass ich dir damit die ersten Fragen insoweit beantworten konnte und stehe für Rückfragen auch weiterhin gern zur Verfügung.