Die Dry-Start-Methode (DSM) - "Trockenstart" eines neuen Beckens
In Verbindung mit dem Thema
Aquascaping taucht an vielen Stellen immer wieder der Begriff "Dry-Start-Method" (kurz DSM) auf, der insbesondere durch den leidenschaftlichen und international bekannten Aquarianer Tom Barr geprägt und verbreitet wurde. Übersetzt bedeutet der Begriff Dry-Start-Method soviel wie "Trockenstart" und behandelt das unkonventionelle Thema, ein Aquarium ähnlich einem Treibhaus "einzufahren".
In erster Linie glänzen vor allem
Iwagumi-Layouts durch einen gesunden Pflanzenteppich, der in Verbindung mit dem Hardscape zu einer harmonischen Einheit wird. Hierbei sind es insbesondere teppichbildende oder rasenbildende Vordergundpflanzen, die jedoch nicht immer auf Anhieb anwachsen und sich aufgrund des noch schwachen Wurzelsystems verdichten wollen.
Im klassischen Sinne wird ein Aquascape oder auch ein herkömmliches Aquarium umgehend nach dem Bodengrundaufbau mit Wasser befüllt (geflutet) und anschließend mit Pflanzen eingedeckt. Je nach Größe des Beckens kann hier der Erstbesatz an Pflanzen (Ausgangsmaterial) mitunter eine teure Angelegenheit werden.
Bei der Dry-Start-Methode hingegen sieht der Ablauf - wie der Name "Trockenstart" schon ausdrückt - etwas anders aus. Viele Aquascaping-Einsteiger haben hauptsächlich in den ersten Wochen immense Probleme beim Einfahren ihres Beckens, da sich das biologische Gleichgewicht in dem meist klinisch reinen Aquarium zunächst einpendeln muss und speziell in dieser Phase häufige Wasserwechsel erfordert. Werden hier hauptsächlich langsam wachsende und klein bleibende Pflanzen wie Bodendecker oder Gräser verwendet, so schleichen sich in den ersten Wochen zugleich die ersten Algen ein, die nicht selten der anfängliche Euphorie in Bezug auf die Entwicklung des neuen Beckens einen gehörigen Dämpfer versetzen.
Die Dry-Start-Methode nach Tom Barr hingegen beschränkt die Einlaufphase des Trockenstarts auf ein Minimum an Pflegeaufwand bei gleichzeitiger Steigerung des Pflanzenwuchses. Hierbei sind meist schon nach zwei Wochen die ersten Erfolge in pucto Teppichbildung / Rasenbildung sichtbar, da sich das Wurzelwerk im emersen Wuchs im Bodengrund festigen kann und somit genügend Kraft entwickelt, den Umstieg auf die später submerse Form zu bewältigen. In dieser Zeit (2-4 Wochen) werden sich zudem die wichtigsten Bakterienkulturen im Bodengrund (empfohlen wird hier das ADA Aqua Soil) gebildet und gefestigt haben, sodass das NH4 bereits in NO3 umgewandelt wurde.
Schritt für Schritt - So funktioniert der Dry-Start
Die Dry-Start-Methode beschränkt sich in erster Linie auf bodenbedeckende Ausläuferpflanzen und nicht auf Stengelpflanzen! Diese sollten erst beim "Fluten" des Beckens eingesetzt werden.
Da die meisten Vordergrundpflanzen, die sich ideal für das Aquascaping eignen, ohnehin emers gezüchtet werden, eignet sich diese Methode besonders laut Tom Barr für den Trockenstart.
- Zunächst wird das Layout des Beckens gemäß den eigenen Vorstellungen gestaltet. Hierbei sollte der Bodengrund (Soil) im noch trockenen Zustand entsprechend verteilt und angepasst (Verläufe geschaffen) werden. Das Ausbessern nach dem Befeuchten des Beckens hat zur Folge, dass das Soil durch seinen feuchten Zustand am Harscape kleben bleiben kann. Im Übrigen empfiehlt es sich hier, Moose - sofern im Layout vorgesehen - direkt in die Dry-Start-Methode einzubeziehen, da sich diese hervorragend dafür eignen.
- Nun wird der Bodengrund ausgiebig befeuchtet, wobei das Wasser möglichst nicht über dem Soil steht. Das Hardscape und ggf. aufgebundene Moose können hierbei mit Hilfe eines Zerstäubers benetzt werden. Läuft man Gefahr, aufgrund von Substratanstiegen eine "Pfützenbildung" auf dem Soil unumgänglich zu machen, so empfiehlt es sich hier, die Pflanzen möglichst dicht in diesen Bereich zu setzen, jedoch nicht mitten hinein. Später wird dieser "nasse" Bereiche ohnehin bedeckt werden. Unterschiedliche Erfahrungen haben gezeigt, dass es durchaus förderlich sein kann, das Soil über Nacht "ziehen" zu lassen und gegebenenfalls am Folgetag - bei Bedarf - noch etwas nachzufeuchten, bis das Soil zu 7/8 gewässtert ist. Somit wird zeitgleich submerse Bildung von Bakterienkulturen unterstützt.
- Nun wird mit der Bepflanzung begonnen! Bei längeren Pausen ist darauf zu achten, dass die bereits gesetzten Pflanzen immer wieder "leicht" befeuchtet werden, um eine zwischenzeitliche Austrocknung zu vermeiden. Oliver Knott nutzt hier beispielsweise die spielerisch einfache Möglichkeit unter Zuhilfename von handelsüblichem Küchenpapier. Mit diesem werden die bereits gesetzten Pflanzen abgedeckt und mit Hilfe des Zerstäubers befeuchtet.
- Nachdem das Bepflanzen vollendet ist, wird das Becken mit Frischhaltefolie abgedeckt. Auch hier scheiden sich in der Umsetzung die Geister, oft eine komplett luftdichte Abdeckung sinnig ist, da möglicherweise Schimmel entstehen kann. Aus diesem Grund sollte das Becken täglich für kurze Zeit belüftet werden.
- Nun wird das Becken - das in ein künstliches "Tropenklima" versetzt wird - für die Dauer der nächsten 4-8 Wochen (je nach Wuchs) stehen und somit fast sich selbst überlassen.
Während der Zeit des "Stehenlassens" sollte man sich hierbei an den unkonventionellen
Anblick seines Aquariums gewöhnen und sich zugleich von Beginn an verdeutlichen, dass die Dry-Start-Methode eine große Portion Geduld erfordert.
Um der potentiellen Schimmelgefahr vorzubeugen, empfiehlt es sich, das Becken täglich für kurze Zeit zu belüften. Gegebenenfalls kann dabei in homäopathischen Dosen noch einmal befeuchtet werden.
Belichtet wird das Becken in dieser Zeit zwischen 8 - 10 Stunden. Erfahrunswerte zeigen auch hier, dass sich eine Erhöhung der Beleuchtungsdauer auf bis zu 12 Stunden bei manchen Arten als durchaus positiv auf die Wuchsfreudigkeit auswirkt. Bei hoher Beleuchtungsdauer sollte jedoch angemessen nachgefeuchtet werden, da sonst Pflanzen als auch Soil (je nach Leuchtleistung und Wärmeentwicklung schnell austrocknen können.
Sobald sich die gewünschten Erfolge einstellen (meist zwischen der vierten und achten Woche), wird es Zeit das Becken zu "fluten". Hierbei sollte eine umgehende Co²-Zugabe erfolgen. Den Zeitpunkt der "Flutung" sollte hierbei jeder für sich selbst entscheiden, da dies oft auch von den Pflanzen abhängig ist, die im Becken eingesetzt wurden.
Diese Kurzanleitung stellt selbstverständlich keine Garantie dafür dar, dass die Dry-Start-Methode ein voller Erfolg wird. In den meisten mir bekannten Fällen und gemäß eigenen Erfahrungswerten kann ich jedoch sagen, dass in 75 Prozent der Fälle durch die DSM der gewünschte Erfolg erzielt wurde. Ich übernehme daher keinerlei Verantwortung für diese hier beschriebene Hilfestellung.
Geeignete, praxiserprobte Pflanzen für den Einsatz in der Dry-Start-Method:
Sollte jemand persönliche und zufrieden stellende Ergebnisse mit anderen Arten in der DSM gemacht haben, so würde ich mich über eine entsprechende Info zwecks Erweiterung dieser Liste freuen.